Du sollst keinen Gott neben mir haben


„Ja. Jetzt verstehst du, was ich meine, wenn ich sage, dass in einer ironischen Verdrehung all dessen, was uns die Religionen zu lehren versuchten, nicht Gott die Menschen geschaffen hat, sondern die Menschen sich einen Gott schaffen werden.“ (der Alte aus Qualityland, S. 182)

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Wer den obenstehenden Ausschnitt kennt, weiß, dass es sich hierbei um eine Stelle aus Marc-Uwe Klings Roman Qualityland handelt. Für alle, die die Stelle nicht kennen, sei hier ein sehr lautes „LESEN!“ eingebaut.

Nun, innerhalb dieses Kapitels geht es um ein Gespräch um die Entwicklung einer Superintelligenz durch Künstliche Intelligenzen, die sich stetig verbessern und eigenständig weiterentwickeln würden. Sie könnten sich u.U. dezentralisiert und unabhängig vom Netz weiterentwickeln, hätten Zugriff auf jedes noch so kleinste Gerät, das sich durch das Internet steuern lässt. Also ja, auch auf deinen durch eine App gesteuerten Rasierer. Die Rede ist dabei nicht mehr nur durch eine Menschenhand entwickelte KI, sondern nahezu von einem Gott. Führt man die Frage weiter, ist zu überlegen, wie wahrscheinlich ein solches Zukunftsszenario ist.

Betrachtet man nur die Entwicklung einer KI, die in der Lage ist Go zu spielen. Durch „Learning From Scratch“, ein Lernen von Spielregeln, das vollkommen ohne gespeichertes Expertenwissen auskommt, erschreckt dabei. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass die Schaffung eines solchen „Deep Structured Learning“ gegen ein Zwillingssystem spielt und dabei aus den gemachten „Fehlern“ lernt. So entsteht nach und nach eine übermenschliche Leistung, die jeden Go-Experten schlagen kann. Die KI lernt also durch eine andere KI.

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Warum auch nicht? Warum sollte dieser Umstand Besorgnis erregend sein? Wenn KI’s besser und sicherer Autos fahren, warum sollte dem autonomen Fahren dann noch etwas entgegenstehen? Eine KI kann möglicherweise mit mehr Präszision am offenen Herzen operieren, Kunstfehler durch menschliches Versagen würden ausgemerzt. Doch nicht nur Handlungen, die sich durch Erfolge messen lassen, stehen dabei im Fokus der Entwicklungen. Auch in anderen Bereichen kann das menschliche Tun durch computerbasierte Hand redundant werden. Betrachtet man sich die Auktion eines durch KI entstandenen Gemälde im Oktober 2018, ist nur unschwer zu erkennen, dass Computer nun auch im Kreativbereich besser Geld verdienen können, als die Menschen. Mit einem Wert von umgerechnet 380.000 Euro kam das Bild schließlich nach nur wenigen Minuten unter den Hammer. Dagegen kann zurzeit nur ein halb geschreddertes Mädchen mit Ballon mithalten.

Und auf einmal klingt der Alte aus Qualityland gar nicht mehr nach „zu-viel Science-Fiction-gekuckt“. Es sieht so aus, als habe sich die KI bereits selbst verbessert und weiterentwickelt, so dass Sie die Menschen zumindest in einem japanischen Brettspiel schlagen kann. Die Frage des Alten aus Qualityland regen dabei jedoch weiter zum kritischen Nachdenken an. Wird es ein gütiger Gott sein? Ein gleichgültiger oder sogar ein bösartiger? Und die zweite Frage lautet, spielt das Ganze einen Unterschied? Auch gut Gemeintes kann große Schäden anrichten. Was passiert mit Ausreißern, mit Anomalien?

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Noch ist alles möglicherweise zu weit gedacht, denn die gute Nachricht ist: noch funktioniert die Schöpfungsgeschichte so, dass der Mensch dem Computer zeigt, was er zu lernen hat. Erst dann kann er leistungsfähiger werden, als sein Schöpfer. Die Frage ist, ob dieser Umstand irgendwann kippt oder die Menschheit sich nur zu viele Gedanken um einen böse gesinnten Gott macht. Vielleicht läuft dann hierbei gut Gemeintes gewaltig schief?!

Quellen:

https://www.welt.de/wissenschaft/article169782047/Diese-Super-Software-bringt-sich-uebermenschliche-Leistungen-bei.html

KI-Gemälde erreicht Höchstgebot bei Versteigerung


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